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Anja Kaup
PR und Marketing Managerin

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Schon das Vorwort des Buches ist revolutionär. Prof. Clayton M. Christensen, Kim B. Clark Professor of Business Administration an der Harvard Business School, erinnert sich an einen Anruf von Hasso Plattner 2014. Er beschreibt das, was C. G. Jung als „Synchronizität“ bezeichnen würde: die seltsame Art, wie Ereignisse in unserer scheinbar beliebigen Welt eindeutig nicht beliebig eintreten. Genau die metaphysischen Einsichten, über die Christensen zu diesem Zeitpunkt nachdachte und über die er mit Plattner sprach, hatte Plattner in den Mustern von ERP (Enterprise-Resource-Planning) Software gesehen.

Kern der „In-Memory Revolution“ ist die Abschaffung der Aggregation (Zusammenfassung) von Daten. Bisher mussten detaillierte Daten verdichtet werden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was im Unternehmen und auf Märkten vorgeht. Algorithmen halfen dabei, diese Aggregate zu addieren, zu subtrahieren oder zu multiplizieren. Verantwortliche erhalten so einen zwar nützlichen aber statischen Blick auf Vorgänge. HANA (High Performance Analytic Appliance; englisch für Hochleistungsanalyseanwendung) ermöglicht ganz neue Möglichkeiten, weil Daten nicht mehr verdichtet werden müssen. In seinem Vorwort vergleicht Christensen die Daten mit Murmeln, die auf eine glatte Fläche geworfen werden: so wie keine Murmel unter einer anderen versteckt liegen kann, haben auch alle Daten in HANA einen sichtbaren Ort. Christensen nennt dies „unmittelbar strukturierte Daten“. Ein spannender Einstieg auch für Leser, die ursprünglich nicht aus dem IT-Umfeld kommen.

Besonderheiten des Buches

Das Buch gewährt persönliche Einblicke der Autoren in die Entwicklungsgeschichte von HANA. Zu Beginn schildert Hasso Plattner beispielsweise eine Vorlesungsstunde im Herbst 2006 am Institut für Softwaresystemtechnik der Universität Potsdam. Der Aufsichtsratschef von SAP und Stifter des Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik ist auf der Suche nach neuen Themen für seine Doktoranden. Er fragt seine Studenten wie ein ERP-System aussehen würde, wenn ein Entwickler es neu entwerfen würde. Mit Hilfe von Testsystemen der Doktoranden und der Mitwirkung von SAP entsteht das „In-Memory-Datenbanksystem“ SAP HANA.

Angesichts des stetigen Preisverfalls bei Speicherbausteinen und dank der Möglichkeit, immense Datenmengen parallel abzuarbeiten, prognostiziert Plattner damals, dass ERP-Systeme Informationen bald unmittelbar aktualisieren und analysieren werden – wobei die Reaktionszeit gegen Null gehe. Im zweiten Teil des Buches erinnert sich Bernd Leukert daran, wie er mit Hasso Plattner und weiteren SAP Verantwortlichen im März 2012 in Plattners Garten sitzt. Sie müssen entscheiden, wie die aktuelle SAP Business Suite, bestehend aus 400 Millionen Code-Zeilen, auf HANA adaptiert werden und gleichzeitig ein neues Produkt geschaffen werden kann. Für Leukert war klar, dass sie die 400 Millionen Code-Zeilen für eine HANA-Version der Business Suite umkodieren mussten, weil SAP sonst eine wichtige Möglichkeit verpassen würde, Fortschritt zu machen. Im Januar 2013 fand der Launch der neuen SAP Business Suite on HANA mit über 1.100 HANA-optimierten Prozessen statt und war im Juni 2013 für alle verfügbar.

Buch The In-Memory Revolution

Aufbau des Buches

Das Buch ist in drei Teile untergliedert, die farblich ansprechend kodiert sind. Der erste Teil führt in die Grundlage von HANA ein und beleuchtet den technischen Hintergrund. Der zweite Teil beschreibt die neue Business Suite S/4HANA und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Der dritte Teil präsentiert reale HANA-Projekte, und erklärt, wie HANA spezielle Lösungen ermöglicht. Ein Kapitel zeigt beispielsweise auf, wie Design Thinking dabei hilft, neue Applikationen mit SAP-CO-Innovationspartnern zu entwickeln. Zu den Beispielen gehören Patientenanalyse, vorausschauende Instanthaltung, Signalerkennung bei Online-Marktplätzen, Betrugs-Management oder Leben rettende Risikoanalysen während Naturkatastrophen – wie Hurrikan-Analysen und Hurrikan-Vorhersagen.

Unser Fazit


Das Buch ist klar gegliedert, gut strukturiert und bietet dank der persönlichen Schilderungen und anschaulichen Beispielen nicht nur Führungskräften, Beratern oder Studenten einen Blick darauf, was mit Echtzeitanalysen zukünftig möglich wird, sondern allen Lesern, die sich für aktuelle und zukünftige Entwicklungen in der Informationstechnologie interessieren.

The In-Memory Revolution – How SAP HANA Enables Business of the Future. Springer International Publishing, 275 Seiten. Vorwort von Clayton M. Christensen, Kim B. Clark Professor of Business Administration an der Harvard Business School.